Geschichte der Stadt Dahlen
Im beschaulichen Städtchen Dahlen gibt es bei genauerer Betrachtung unendlich viel zu entdecken. Viele kleine Naturwunder sind zu bestaunen. Dahlen kann allerdings auch von seiner geschichtlichen Seite auftrumpfen, etwa mit der Unterzeichnung des bekannten "Hubertusburger Friedens" im Dahlener Schloss.
Direkt an der Verbindungsstraße zwischen Oschatz und Torgau liegt am südlichen Rand des gleichnamigen Waldgebietes die Stadt Dahlen, was ihr auch den Namen "Das Südtor zur Dahlener Heide" gab.
Die Besiedlung der Gegend um Dahlen reicht schon mehrere Jahrtausende zurück. So lebten hier vor 5.000 Jahren germanische und später sorbische Völker.
Im Mittelalter befand sich ein Kreuzungspunkt von zwei wichtigen Handelsstraßen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Dahlen. In unmittelbarer Nähe befand sich die Ansiedlung Zissen, welche unterhalb des Burgberges lag. Auf dem Burgberg sind noch heute Reste der ehemaligen slawischen Wallanlage erkennbar.
© Silke LöweIm 10. Jahrhundert begann die deutsche Besiedlung, ohne dass die sorbischen Bewohner vertrieben wurden (Dolane = Talbewohner).
Dahlen selbst wird im Jahr 1188 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bis in das 19. Jahrhundert war Dahlen im Besitz verschiedener Grundherren.
In seiner Geschichte erlebte Dahlen viele Höhen und Tiefen. So haben verheerende Stadtbrände, Kriege, Pest und Hungersnöte der Stadt stark zugesetzt. Durch viel Fleiß und Arbeit bauten die Dahlener ihre Stadt immer wieder auf.
Ausgeprägte Land- und später die Forstwirtschaft gaben Dahlen seit jeher den typischen Charakter eines Ackerbürgerstädtchens, in dem kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe sowie der Handel sich entwickeln konnten.
Wer sich gern noch etwas tiefer in die Geschichte unserer Heidestadt begeben möchte, für den folgen hier Auszüge aus der Chronik der Stadt Dahlen.
1065 Kaiser Heinrich IV. schenkt das Burgwart Strehla mit Dahlen dem Bistum Naumburg.
1188 Erste urkundliche Erwähnung.
1210 Ein herrschaftlicher Hof wird bezeugt.
1228 Dahlen wird erstmals als Stadt erwähnt.
1305 Die Stadt Dahlen wird an Udo von Yleburg verkauft.
1308 Ersterwähnung von Zissen.
1327 Die slawische Sprache wird als Amtssprache abgeschafft.
1349/
1350 Die Pest rafft viele Einwohner dahin.
1367 Dahlen kommt in den Besitz des Herrn Polko, Herzog von Schweidnitz und Markgraf der Lausitz.
Um
1400 Die von Schleinitz erhalten die Stadt als Lehen von den sächsischen Herzögen.
1404 Das Besitzrecht von Dahlen geht an das Herzogtum Sachsen (Wettiner).
1419 Bis 1617 sind die Ritter von Schleinitz Lehns- und Erbherren.
1429 Schwere Brände verwüsten die Stadt.
1434 Erstmals wird ein Schulmeister erwähnt.
1440 Erstmalige Nennung der St. Peterskirche.
1479 Ein Brand zerstörte 50 Häuser der Stadt.
1547 Plündernde Soldaten vom Heere Karls V. durchziehen Dahlen und hinterlassen Not und Elend.
1551 eine erneute Pestepidemie in Dahlen.
1610 Die Abgabepflichten und Frondienste an Georg von Schleinitz werden im Erbbuch festgeschrieben.
1618 Erneuter Besitzwechsel: Der Reichssprengmeister und Geheimrat Christoph von Loß kauft für 44.200 Gulden böhmischer Währung die Stadt.
1619 Der Reichspfennigmeister verkauft die Stadt an den Kurfüsten Johann Georg I. und somit geht Dahlen in den Besitz des von Döringschen Geschlechtes über.
1631 Pestepidemie in Dahlen.
1719 Ein Großbrand zerstört 90 Häuser der Stadt, darunter das Rathaus, welches einst in der Mitte des Marktes stand. Als Ersatz wurde der „Goldene Engel“ eingerichtet.
1721 Graf Heinrich von Bünau kauft Dahlen.
1744 Um- und Neubau des Schlosses bis 1751.
1763 Friedrich II., König von Preußen, unterzeichnet im Dahlener Schloss den Friedensvertrag zu Hubertusburg und beendet somit den Siebenjährigen Krieg.
1779 Dahlen hat 711 Einwohner (Kinder unter 10 Jahren ausgeschlossen).
1797 Auf Wunsch der Bürger werden in der Dahlener Schule mehrerer Stunden Naturgeschichte, Erdbeschreibung und etwas Geschichte gelehrt.
1809 Napoleons Eroberungsfeldzüge berühren Dahlen: 30 Husaren des Hezoges von Braunschweig-Oels besetzen die Stadt an seinen vier Stadttoren; 1500 Soldaten der napolitanischen Truppe lagern in der Stadt.
1818 Die Stadt erhält ein neues Rathaus.
1834 Graf Heinrich von Bünau lässt einen herrlichen Naturpark mit Schlossterasse anlegen.
1836 Der Ortsteil Zissen brennt ab.
1843 Neubau der Schule in der Kirchstraße.
1846 Aus Anlass des 300. Todestages Martin Luthers pflanzen Dahlener Bürger auf dem Turnplatz die noch heute existierende „Luthereiche“.
1848 Im Zuge der bürgerlich-demokratischen Revolution 1848/1849 errichten die Dahlener Bürger ihre Kommunalgarde und gründen einige vaterländische Vereine.
1858 Bürgermeister T. Bachmann schafft die 1. Straßenbeleuchtung.
1862 Kirchenerneuerung mit Turmbau und neugotischem Hauptportal; zwei Glocken werden in Leipzig umgegossen.
1868 Erstausgabe der „Dahlener Nachrichten“.
1884 Die „Löwenbrauerei“ braut das erste Bier.
1888 Neubau des Rathauses am Markt und Gründung der Feuerwehr.
1905 Neubau von Schule und Gaswerk.
1928 700 Jahre Stadt Dahlen.
1939 Die Jugendherberge wird gebaut.
1953 Das Schloss wird zur Fachschule (ab 1959 Ingenieurschule) für Nahrungsgüterwirtschaft eingerichtet.
1955 Eröffnung des Heimatmuseums.
1973 Das Schlosshauptgebäude und seine Gemälde werden restauriert – in der Nacht vom 20. zum 21. März brennt das Schloss ab.
1974 Marktplatzumgestaltung – Springbrunnen, „Sackhupper“ und Grünanlagen entstehen.
1975 Freilegung der Wandmalerei im Chorraum der Stadtkirche.
1978 750 Jahre Stadtrecht.
1992 Beräumung der Schlossruine.
1994 Eingemeindung von Bortewitz, Börln, Radegast, Schwarzer Kater, Ochsensaal, Schmannewitz, Groß-, Klein- und Neuböhla.
1994 - 1998 werden die Feuerwache und das Gerätehaus der Feuerwehr neu gebaut.
1995 - 1997 wird das Dahlener Rathaus innen und außen saniert.
2018 Sanierung des Marktplatzes und Restauration des „Sackhuppers“.
Stadtwappen von Dahlen
Das Wappen der Stadt Dahlen zeigt auf rotem Hintergrund einen silbernen Schlüssel schräggekreuzt von einem silbernen Schwert. Dieses 1896 offiziell bestätigte Wappen entspricht dem des Bistums Naumburg, welchem Dahlen 1065 bis 1404 angehörte. Auch nach Herauslösung aus dem Bistum behielt die Stadt dieses Wappen bei.
Schlüssel und Schwert stellen dabei die Attribute der Apostel Petrus (Schlüssel) und Paulus (Schwert) dar - beide galten als die Schutzpatrone des Naumburger Bistums.
Die Stadtfarben nach dem Wappen sind Rot und Weiß.
© Silke Löwe Anzeige in Originalgröße 266 KB - 1920 x 1280 © Silke LöweFür jeden Ortsfremden wird sich in Dahlen die Frage stellen, warum die Stadt eigentlich den Zweitnamen "Sackhupperstadt" trägt. Es soll sich wie folgt zugetragen haben:
Kaiser Heinrich reiste Zeit seiner Regentschaft des öfteren in das Gebiet der Dahlener Heide. Die Erholung und die Jagd waren das erklärte Ziel dieser Ausflüge seiner Majestät. Die Sorben erfuhren nun von dieser Tatsache und beschlossen als alte Feinde Kaiser Heinrichs, diesem dabei in der Dahlener Heide aufzulauern und ihn zu töten.
Just zu dieser Zeit standen die Heidelbeeren in ihrer vollreifen Frucht. Davon angelockt, spazierte ein Dahlener Junge durch die Heide. Er entdeckte die Sorben und belauschte deren Mordpläne. Als er sich jedoch heimlich aus seinem Versteck davonschleichen wollte, um den Kaiser zu warnen, wurde er von den Sorben entdeckt und – um seine Flucht zu verhindern – von diesen in einen Sack gesteckt. Als jedoch des Nachts alles schlief, machte sich der gewitzte Knabe auf und hüpfte im Sack seinen Peinigern von dannen.
Der Kaiser konnte so gewarnt werden und entging - dank dem mutigen Knaben aus Dahlen - seinem unvermeidlichen Tod.
Wer den Knaben samt Sack einmal bewundern möchte, der braucht nicht lange zu suchen. Am Rande des Marktplatzes schaut er als Brunnenfigur in Richtung Rathaus.
© Silke LöweHoch über der Stadt ragt die Dahlener Kirche „Unser lieben Frauen“ in den Himmel und verkündet mit Stolz ihre 800-jährige Geschichte.
Im Mittelalter war es ein weit verbreiteter Brauch, die Kirchen unter den besonderen Schutz von Heiligen zu stellen. Die Kirche in Dahlen ist Maria, Jesu Mutter, geweiht und trägt aufgrund dieser Tatsache den Namen „Unser lieben Frauen“. Sie wurde so vor gut 500 Jahren geweiht, ist aber um sehr vieles älter.
© Silke LöweIhre romanische Vorgängerin stammte aus dem Jahr 1113. Heute existiert aus dieser Zeit noch ein stark verwittertes Kruzifix. Anno 1228 wurde die Pfarrkirche Dahlen zur Stadtkirche erklärt.
Der älteste Teil der Stadtkirche zu Dahlen wurde im Stil der Spätgotik ab 1475 erbaut. 1595 war dann der Neubau des Langhauses beendet, somit auch das Nordportal im Renaissancestil und die Mosesstatue am ehemaligen Kanzelfuß. Ebenfalls nach diesem Neubau prägten die neuen Altartafeln aus der Malschule Lucas Cranachs an der Südempore das Innenleben des Gotteshauses.
1625 Große Glocke in Freiberg umgegossen.
1866/67 Orgel mit 1868 Pfeifen von den Gebrüdern Jehmlich (Dresden) aufgebaut.
1963 Neuentdeckung des Turmdaches + Errichtung eines neuen Turmkreuzes.
Der heilige Christophorus
Eine besonders interessante Entdeckung wurde Mitte der siebziger Jahre bei Renovierungsarbeiten in der Kirche gemacht. An der Südwand des Chorraumes kam nach der Entfernung der oberen Farbschichten ein monumentales Wandgemälde wieder ans Tageslicht. Es zeigt ein Bildnis des Heiligen Christophorus. Das Kunstwerk stammt vermutlich vom Ende des 15. Jahrhunderts und wurde von einem bislang unbekannten Künstler gemalt.
Christophorus gilt als Patron in vielen Berufen (für Fuhrleute, Seeleute, Buchbinder, Schatzgräber) und er war Schutzheiliger der Kinder gegen einen unerwarteten Tod, Seuchen, Feuer- und Wassergefahren. Bekannt ist er noch heute als Beschützer der Autofahrer.
© Silke LöweAn Stelle des Schlosses befand sich bis zum Jahr 1731 als Rittergutsitz ein einfacher Fachwerkbau. Dieses Rittergut war im Besitz der Familie von Döring. 1721 heiratete Graf Heinrich von Bünau die Tochter der von Dörings, Auguste Helene, und bekam als Mitgift das halbe Rittergut. Die andere Hälfte kaufte Bünau den von Dörings ab, sodass er alleiniger Besitzer des Rittergutes wurde.
1731 ließ er das Herrenhaus abreißen, um Platz für das Schloss zu schaffen, das er von 1744 bis 1751 im Barockstil errichten ließ. Das Schloss ist ein zweistöckiger Bau mit einem H-förmigen Grundriss.
Heinrich von Bünau starb im Jahr 1762. Seine Nachfolger gestalteten später den angrenzenden Schlosspark zunächst im Stil des Barock und entwickelten diesen dann, der neuen Mode entsprechend, zum englischen Landschaftspark weiter, sodass wir noch heute beide Stilelemente vorfinden. Im Park befinden sich alte Baumbestände, u.a. einer der ältesten Tulpenbäume Sachsens.
Die Bedeutung als eines der schönsten Barockschlösser Sachsens beruhte vor allem auf der Ausstattung im Inneren des Schlosses. Bünau stattete das Schloss mit prachtvollen chinesischen Lackmöbeln sowie Barock- und Rokokomöbeln aus. Er besaß eine wertvolle Sammlung von chinesischem und Meißner Porzellan. Dazu kamen noch wertvolle Grafiken, eine Bibliothek und andere Kleinodien. An den Wänden hingen wertvolle Gemälde, u.a. von Louis de Silvestre. Von besonderer Bedeutung aber waren die zahlreichen Wandmalereien. Diese hochklassigen Malereien wurden von Adam Friedrich Oeser innerhalb von 3 Jahren angefertigt. Im Jahr 1842 starb die Dahlener Linie des Bünau-Geschlechtes aus. Durch Heirat kam das Schloss 1852 in den Besitz der Familie Sahrer von Sahr. Diese besaßen das Schloss bis 1945.
Nach 1945 diente es u.a. als Unterkunft für Flüchtlinge, als Kinderferienlager und Polizeischule. 1950 konnte eine Ingenieurschule für Nahrungs- und Genussmittel eingerichtet werden. In den Jahren 1971 bis 1973 wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten, vor allem der Oeser-Bilder, durchgeführt.
In der Nacht zum 21. März 1973 zerstörte ein Brand im Dachgeschoss große Teile des Gebäudes. Bis 1990 stand es als Ruine. Es folgten erste Schritte zur Rettung der Bausubstanz. Eine „Schloss GbR“ unternahm 2005 einen Schritt zur kulturellen Nutzung, Am 03.Januar 2009 wurde im Schlosskeller der „Schloss- und Parkverein Dahlen“ gegründet, der den weiteren Verfall der Schlossreste bisher verhindern konnte und mithilfe von viel Eigeninitiative und Fördermitteln dabei ist, Teile des Schlosses wieder aufzubauen.
Besondere politische Bedeutung erlangte das Schloss am Ende des 7-jährigen Krieges (1756-1763). Nachdem bereits Prinz Heinrich von Preußen im Dezember 1762 hier sein Hauptquartier bezogen hatte, residierte Friedrich II. von Preußen im Februar 1763 selbst im Dahlener Schloss, um die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges, welche in der Hubertusburg in Wermsdorf stattfanden, zu überwachen.
Am 21.Februar 1763 ratifizierte er hier den „Hubertusburger Frieden“.
Wer einmal Dahlen besucht, sollte es jedoch auch nicht versäumen, Dahlens Stadtteile einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Ob Schmannewitz als "Staatlich anerkannter Erholungsort", das Walddorf Ochsensaal, das Pferdedorf Börln oder der Schwarzer Kater mit seinem ungewöhnlichen Namen. Überall gibt es viel zu entdecken und erfahren.